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Frühjahrswallfahrt 1995

Wenn ihr ein Wort des Trostes habt, so redet

Die Pilgergruppe

1. BrudermeisterBernhard Schürkens
2. BrudermeisterHans-Willi Lauterbach
KreuzträgerinPetra Voitz

Teilnehmer der Wallfahrt

Die Teilnehmer der Frühjahrswallfahrt 1995

NachnameVornameAnzahl Wallfahrten
AbeleRüdiger1
AbrahamsManfred1
AdamHelene8
Berkel, vanSabine3
BernhardtGünter6
BernhardtJohanna6
BönnenKlaus2
BrouwersHarald2
BrüggenMarlies5
BrüggenNorbert10
BrußHildegard3
BüdtsHedi4
BüdtsPeter9
BuntenbroichLydia2
DeußenAnni4
DuboisFriedhelm2
EhrlichKlaus1
GörgemannsThomas3
GrenMonika1
GünnerHiltrud4
GüntherBernd4
HambachReiner1
JungGeorg3
KaltefleiterBeate5
KantersAngelika2
KantersResi4
KaumannsFranz-Josef2
KleefJohannes1
KleefMaria2
KlumpenKäthe11
KlumpenStefan1
KoselRalf2
KreuelsAnke6
KreuelsSusanne9
KrückenNorbert1
LauterbachHans-Willi7
LinkensHeinz13
MackesBiggi8
MetzerJosef10
NielgesErika1
OffermannsAndreas7
OffermannsLore11
PetersHans24
PlatzerPeter4
PostNorbert3
RindfleischLiesel2
RöhringHelmut4
RöhringMichael3
RosenowMia9
SchmitzHermann-Josef20
SchmitzStephan10
SchmitzThomas7
SchnockEwald5
SchürkensBernhard9
SchürkensJakob12
SiebeckeRegina2
SommerHermann-Josef4
StrunkRainer7
VitzLothar5
VoitzPetra9
WennmacherManfred26
WittigLuzi4
WoltersMaria11
ZonsRenate6
ZorndorfPaul6

„Das Geheimnis in uns“ – Gedanken von Rüdiger Abele

Das Morgenlicht scheint auf eine seltsame Gruppe, die strammen Schrittes von der Klosterkirche an der Dreiheisterkapelle vorbei in Richtung Niers aus Neuwerk fortzieht. Noch liegt das Ziel in weiter Ferne: Von den Füßen getragen nach Trier, an das Grab des Apostels Matthias. Doch die ersten Sonnenstrahlen bescheinen Gesichter, die schon jetzt berichten: Von Glück und Freude, von Hoffnung und Zuversicht, sie zeigen Spannung und Entspannung.

An der Niers sind wir endlich unter uns, der Geist der Gruppe umfängt uns. So, mit vielen Menschen und dennoch alleine, werden wir unterwegs sein, unterwegs zu einem geographischen Ziel, vor allem jedoch jeder unterwegs zu seinem persönlichen Ziel. Ich weiß nicht, was den Mitpilger neben mir dazu treibt, den Koffer zu packen und die Laufschuhe zu schnüren. Ich werde es vielleicht nie erfahren, aber eines ist klar: Dieses Stück des Weges gehen wir zusammen.

Gemeinsam unterwegs – zwei Worte beschreiben, was wir tun. Unterwegs mit Schritten, unterwegs in Gedanken, unterwegs mit Worten. Weitab von allem Alltag folgen wir durch Gottes Garten Christus, der uns vorangegangen ist und uns jetzt, in diesen Tagen, in diesem Augenblick, vorangeht. Wir blicken zurück und gleichzeitig nach vorne. Wir können uns fallenlassen in die Gemeinschaft, sie trägt uns und wir tragen mit.

Ich treibe durch die Gruppe, stehe plötzlich neben einem Menschen, den ich nicht kenne, der mir aber nicht fremd ist. Keine Fragen nach dem Woher oder nach dem Wohin, nein, das Gespräch beginnt sofort. Das, was sonst in der Welt wichtig ist, liegt ganz woanders, liegt, abgeworfen oder säuberlich geordnet, irgendwo am Weg: Unser Mäntelchen bleibt zurück, ich bin ich. Wer neben mir schwitzt, singt, spricht und betet braucht keinen Panzer. Deshalb ist mein Respekt vor ihr und ihm auch so groß.

Wie oft passiert es mir, dass ich mich ganz auf meine Gedanken oder das Gespräch oder das Schweigen konzentriere, die Umgebung, die Gruppe und die Umwelt vergesse. Plötzlich geht der Blick nach oben, und Hochspannungsmasten oder der ferne Autolärm erinnern mich an die Wirklichkeit, rufen mir aber auch zu: Genieße die Zeit. Der Weg ist das Ziel, Schritt für Schritt wollen wir ihn gehen, setzen einen Fuß vor den anderen. Wir hasten nicht auf unserem Weg und eilen dennoch voran. Die Straße mag seit 175 Jahren die gleiche sein, der Weg ändert sich mit jedem Schritt.

Wir sind eine Weggemeinschaft, bunt zusammengewürfelt für diese Wallfahrt. Doch mag es draußen kalt sein oder regnen, in der Gruppe fühle ich mich geborgen, von Wärme und Nähe umfangen. Es kommen schwere, nachdenkliche Minuten oder auch Stunden. Aber da ist jemand neben mir, der mitfühlt, meine Hand drückt und mir so zu verstehen gibt: Du bist nicht allein, wir deine Freunde sind da, wenn du uns brauchst. Du erzählst mir deine Geschichte, und ich gebe dir meine Sicht. Oder wir schweigen zusammen, ohne dass eine Wortleere entsteht, die uns erdrückt: Allein in der Anwesenheit schwingt immer etwas mit.

Rasend schnell verging die Zeit. Die Gruppe hat mich ans Ziel getragen, vorbei an blühenden Rapsfeldern und Pferdekoppeln, durch Dörfer, auf Tannennadeln und Asphalt. Wir haben den Weg geteilt mit Käfern und Schnecken und mit kreisenden Greifvögeln, scheinbar ziellos gingen auch sie ein Stück mit uns, doch wir sind nicht anders. Hinter der Biegung liegt Trier, im Häusermeer zeigt mir jemand Mattheis, jetzt nur noch dorthin. Der Verkehr tobt, die Luft stinkt. Wir aber ziehen uns noch einmal zurück und gehen rosenkranzbetend die Mosel entlang. Durch das Tor, nun sind wir da. Ein Pater eilt uns mit wehendem Gewand entgegen, die Glocken läuten und ich höre Klatschen. Ich bin tief bewegt, ergriffen von einer Stimmung, in der viel Freude mitschwingt. Doch es gibt keine Worte, die sie beschreiben können. „Viel Gutes“, das gibt es noch am ehesten wieder und sagt doch nichts. Es ist ein Geheimnis in uns.

Wir sind eine fröhliche Gemeinschaft. Und wann immer es geht, wenn es passt und sich die Gelegenheit bietet, lachen wir uns an. Wir tanzen und wir singen. Jeder, der uns ein Stück seiner Zeit schenkt, merkt dies. Und in der Seitenkapelle der Basilika, wo wir, ganz für uns, jubelnd feiern, ruft uns ein junger Vogel zu: ‚Wenn ihr euch freut, wenn ihr singt, dann freue ich mich mit und stimme ein. Gehet und lebt die Botschaft.‘

Schon bald liegt Trier hinter uns. Ich kann den Moment kaum erwarten, wo wir die Stadt zurücklassen und wieder unter uns sind. Noch einmal die Gruppe genießen, die Weggemeinschaft spüren. Nur noch ein kleines Stück liegt vor uns, doch ab jetzt gehen viele mit mir, wo auch immer ich mich bewege.

Vor Büdesheim versinkt die Eifellandschaft. Jeder weiß: Der Abschied naht, aber die Zukunft erwartet uns. Ich durchlebe die Eindrücke und Erfahrungen der letzten Tage, und die Wärme im Herzen drängt Freudentränen nach außen. Ich bin in Trier gewesen, aber ankommen, ankommen werde ich nie.

Wallfahrtstexte