zurück zur SMB Neuwerk   "Viertel vor Sieben" - Ein Liedtext von Reinhard Mey 
   
   

Das Lied "Viertel vor sieben" von Reinhard Mey, das mit seinen Bildern aus den Tagen der Kindheit den Zuhörer - wenn er sich darauf einlässt - in eine fast wehmütige Stimmung versetzen kann, wurde während der Wallfahrt von Bernhard Schürkens zwei Mal vorgetragen.

Das erste Mal sang Bernhard das Lied auf dem Hinweg während der Messe im Saal von Lissendorf und dann nochmals auf dem Rückweg während der Abschiedsmesse für Wolfgang Bußler im Wald am Neuwerker Kreuz. Wie es überhaupt zu diesem Lied während der Wallfahrt kam, schildert BernhardSMB Neuwerkhier. 

Für alle, die dabei waren, könnte der Liedtext vielleicht so etwas wie ein kleines Stückchen "Trier im Alltag" sein ...
 

Dunkle Regenwolken sind aufgezogen,
Die Dämmerung fällt auf einmal ganz schnell.
Überm Stahlwerk flackert blau der Neonbogen,
Die Fenster im Ort werden hell.
"Wo hast du dich nur wieder rumgetrieben,
Zieh die klatschnassen Schuh' erstmal aus!"
Manchmal wünscht' ich, es wär' noch mal viertel vor sieben
Und ich wünschte, ich käme nach Haus!

Und es soll Sonnabend sein und es soll Topfkuchen geben
Und der soll schon auf dem Küchentisch stehn
Und eine Kanne Kakao und meine Tasse daneben
Und ich darf die braune Backform umdrehn.
Schokoladenflocken mit der Raspel gerieben
In der Schaumkrone meines Kakaos.
Manchmal wünscht' ich, es wär' noch mal viertel vor sieben
Und ich wünschte, ich käme nach Haus!

Ein Brief zwischen Zeitung und Werbung im Kasten
Erschüttert dein Fundament:
Anna und Hans, die so gut zusammenpaßten,
Haben sich einfach getrennt.
Wie hast du sie beneidet, zwei, die sich so lieben!
Und plötzlich ist doch alles aus.
Manchmal wünscht' ich, es wär' noch mal viertel vor sieben
Und ich wünschte, ich käme nach Haus!

Und Vater soll im Wohnzimmer Radio hör´n
In den steinalten Grundig versenkt.
Und die Haltung sagt mir: Bloß jetzt nicht stören!
Und wenn er den Blick auf mich lenkt,
Mit der vorwurfsvoll'n Geste die Brille hochschieben,
"Menschenskind, wie siehst du wieder aus!"
Manchmal wünscht' ich, es wär' noch mal viertel vor sieben
Und ich wünschte, ich käme nach Haus!

Das Fell wird dünner und leerer der Becher,
Der Zaubertrank wirkt nur noch schwer.
Der Kummer ist tiefer, der Trost scheint schwächer,
Und es heilt nicht alles mehr.
Wo ist meine Sorglosigkeit geblieben,
Was machte Erkenntnis daraus?
Manchmal wünscht' ich, es wär' noch mal viertel vor sieben
Und ich wünschte, ich käme nach Haus!

Nur einen Augenblick noch mal das Bündel ablegen
Und mit argslosem Übermut,
Durch dunkle Wege, der Zuflucht entgegen
Und glauben können: Alles wird gut!
Manchmal wünscht' ich, die Dinge wär'n so einfach geblieben
Und die Wege gingen nur gradeaus,
Manchmal wünscht' ich, es wär' noch mal viertel vor sieben
Und ich wünschte, ich käme nach Haus!

 

 

   
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